Sonntag, 29. November 2009

Hörsturzwoche, Teil Drei

Wer hätte gedacht, dass dies der Abend sein würde zu dem es am meisten zu sagen geben würde?
Wir wissen nicht, welche Bands wir uns beim on3 Fest anschauen sollen, deshalb folgen wir einfach Eberle, der uns sagt was gut sein soll.
Und wir sehen eine komplett überorganisierte Feier: soviel Security gab es nicht mal in der Olympiahalle und es sind wirklich alle Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks da, manchmal denkt man, es seien mehr Menschen mit Mitarbeiterschildern anwesend, als Zuschauer.
Das ganze findet in den Studios 1-3 statt, in die man aber nicht einfach so reinkommt, da die Security aufpasst, als würden in allen Studios Bands vom Kaliber U2s spielen und nicht die neuesten und unbekanntesten Nachwuchsbands.
Wir sehen Creme Fresh. Die sind großartig. Selten so eine Überpräsenz von Film, und Fotokameras und Kabelträgern gesehen, die ihr Equipment ins Gesicht der sichtlich genervten Bandmitglieder halten. Hier wurde noch jedem Praktikanten die Möglichkeit gegeben, eine Kamera zu halten. Danach Speech Debelle. Ich verlasse das Studio 1 erst gar nicht mehr, da ich fürchte nicht mehr reinzukommen, um Kettcar zu sehen.
Kettcar sollen mit Streichern spielen. Wir warten und ich stelle mich schon mal ganz nach vorne. Aber egal wie weit vorne man steht, es kann sich immer noch ein größerer Typ vor einen stellen. Diesmal in Form eines teutonischen Hühnen, der ziemlich betrunken vor mir hin und her wankt.
Es scheint Probleme mit der Technik zu geben. Die nächste Kamerafrau nimmt mit ihrem Kablejungen ihre Position ein. Der Kettcar-Roadie bastelt an Gitarren rum, verteilt blaue Handtücher und schenkt Rotwein in braune Plastikkaffeebecher.
Dann kommt ein Typ auf die Bühne und im ersten Moment denken alle, er wäre Teil der Streicher. Er spritzt den Roadie mit Bier nass und packt seine Gitarre aus. Auf einmal ist der Bühnenaufgang voller Menschen. Eine gestrenge Frau im schwarzen Kostüm scheucht die Kamerafrau von der Bühne, Securitymänner beziehen stattdessen Position. Und der Kerl sieht komischerweise wie Pete Doherty aus. Und es ist Pete Doherty. Er sieht so fertig aus wie in der Gala, wenn mal ein Bild von ihm drin ist. Eine dicke Frau im Silberkleidchen und silbernen Schuhen trippelt auf die Bühne und erklärt, dass sie Pete Doherty gestern beim Glühweintrinken aufm Marienplatz getroffen hätte und dass er gern ein paar Lieder zum Besten geben würde und dass Kettcar gesagt hätten, das ginge in Ordnung. Sofort spaltet sich das Publikum, leider auch die paar Menschen vor mir, die sich spontan aufgrund ihres Fanseins so unsympatisch sind, dass ich Bedenken habe, dass sie sich gleich in die Fresse hauen werden. Pete Doherty klampft ein paar Lieder, von Buhrufen, Applaus und Kettcar-Rufen begleitet. Er hat sich den Kontrabassspieler von Speech Debelle ausgeliehen. Ich frage mich unterdessen, wie ich die sich anpöbelnden Menschen vor mir loswerde, ob man Glühwein steuerlich absetzen kann und ob der Bayerische Rundfunk auf GEZ-Gebühren Koks kauft. Dann kommen auch noch 2 Ballerinas auf die Bühne, die auf Zehenspitzen herumtrippeln und jeweils eine Rose schwenken. Es ist wirklich absurd. Die Kettcar- Rufe werden lauter und Pete Doherty beschimpft das Publikum, singt unter lauter werdendem Protest des Publikums die erste Strophe der Nationalhymne, trinkt Kettcars Rotwein und sagt Red Car würden ja gleich kommen. Dann bemerke ich die Frau, die bereits die vorherige Band anmoderiert hat am Bühnenrand, neben der Menagerie, die sich dort versammelt hat. Sie sieht so glücklich aus wie ein Kapitän, der mit seinem Schiff untergeht.
Sie wirft sich nach einem Lied auf die Bühne und beendet Pete Dohertys Auftritt, der sie dafür mit seinem Mikrofon bewirft. Er zieht mit seinen zwei Betreuern, Ballerinas und Plektron-Reichern ab. Die Stimmung ist denkbar schlecht. Doch der folgende Auftritt versöhnt mich,vor allem da der betrunkene Hühne für eine halbe Stunde verschwindet und seine Freundin am Bühnenrand einschläft. Einige Zuschauer verlassen Studio 1 und so stehe ich in der ersten Reihe neben zwei Fans, die sich aufgrund der Streichbegleitung ansehen und "Wie geil ist das denn" sagen.
Kettcar sind toll und nach einigen Lieder stellen sie auch die Zuschauerin ruhig, die ständig "Deiche" schreit, indem sie ankündigen das Lied nicht zu spielen.
Seltsamerweise fühlt sich die Musik entweiht an, da es keine private Erfahrung mehr ist, man teilt sie mit zum Teil bescheuerten Leuten, die reinschreien und nerven.
Danach ist der Abend vorbei, in Studio 3 findet das letzte Konzert einer durchgeknallten Band statt. Ich seh mir die am Bildschirm an. Es ist kalt auf dem Heimweg.

Freitag, 27. November 2009

Hörsturzwoche, Teil zwei

Wir sehn Placebo in der Olympiahalle und viel mehr muss ich dazu nicht sagen.
(Ihr könnt gern mit mir gemeinsam sagen: Was ist das für eine Vorband? und ich verspreche, ich werde nicht mehr drauf rumreiten, ausser bei Gefallen.)
Bei Follow the Cops back home bin ich ganz allein in dieser großen Halle und das Lied wird nur für mich gespielt.
Brian Molko, Brian Molko und alles andere wäre untertrieben.

Mittwoch, 25. November 2009

Die Hörsturzwoche, Teil Eins

Der verkürzte Abend.

Wir sehen The Soundtrack of our Lifes im 59:1.
Da ist ein Haar in meinem Bier. Das Rauchverbot stellt eine definitive Geruchsbelästigung dar.
Die Vorband nervt. Diejenigen unter euch mit denen ich mich über Musik unterhalte kennen meine Abneigung gegenüber Vorbands. Die letzte positive Ausnahme waren Missent to Denmark, die definitiv besser waren als die Hauptband. Egal.
Die Band beginnt zu spielen. Ein freundlicher Mönch in Kutte betritt die Bühne. Er schwenkt seine Hände und dirigiert das Publikum. Musikkritik einer Ignorantin: Ich kenn die Band nicht wirklich, aber ich mag ihre Musik, klingt melodisch und nicht zu lahm, was schnell mal passieren kann.
Dann wird mir schlecht, heiß, die Luft ist schlecht und nach 4 Liedern muss ich gehn.

Lest nächstes Mal: Placebo

Mittwoch, 11. November 2009

München am 11.11.

Es ist der 11.11.
Ich hab frei und bin nicht in Köln, womit ich allerdings nicht allein bin. Eine Karnevalstram fährt an mir vorbei. Aus der blauen MVG-Bahn schallt Echte Fründe stonn zosammen. An der Ampel stehen Kinder mit Martinslaternen. Ich geh heim und schalte WDR ein, Lebensretter für alle NRW-Exilaner. Hätt gern einen Weckmann und krieg keinen.
Draußen riecht es nach alten Eiern und Nebel, eimal nicht nach Maische und Brot.
Oliver Bierhoff weint in der Pressekonferenz. Man sollte niemals in der Werbepause umschalten, wenn man verhindern will mitten in seinem Fitnessprogramm loszuheulen.
Es gibt Kürbissuppe und ich werd nochmal sehen, ob ich irgendwo noch was von de Höhner zu sehen bekomme.

Dienstag, 10. November 2009

Bei der Arbeit

"Haben sie auch so Beutel, sie wissen schon, wenn man mal muss?"
Pipibeutel?
"Natürlich führen wir das, da hätten wir folgende Modelle, eins, zwei, drei."
"Wir steigen nämlich auf den Kili", sagt die Frau in modischen engen Hosen und Stiefeln (das hatten wir schon mal). Sie sieht nicht so aus, als würde sie irgendwo hingehen, ausser auf den Ponyhof. Ich nicke.
"Auf den Kilimandjaro". Ich nicke erneut.
"Da muss man vorbereitet sein".
Klar. Ich verkaufe die Dinger, deshalb frag ich auch nicht, ob das aufm Weg zum Gipfel des Kilis egal ist, wenn man mal muss und ob man sich dann nicht in die Büsche schlagen kann. Macht man da wohl nicht so und schleppt sich lieber ab.
"Und das hält man dann so...?"
"Yep. Unten hin."
"Ist das für Männer gleich?"
"Man macht halt einfach..."
"Gut, dann nehmen wir 20."
Ich lächle strahlend: "Soll ich das schonmal an der Kasse für Sie hinterlegen?"

Nachtrag: Laut Panorama, der Mitgliederzeitschrift des Deutschen Alpenvereins, ist der Kilimandjaro ein häufig unterschätzter Berg. Der Aufstieg erfordert unbedingt eine Vorbereitung in der Höhe. Ausdauer, Kondition und richtige Ausrüstung sind unerlässlich. Viele scheitern an diesem Gipfel, obwohl es technisch gesehen ein unkomplizierter Berg ist.