Sonntag, 28. März 2010

Schlachtgerüste aus Leidenschaft

Levve in Minga par excellence!

Fasten
Es ist Fastenzeit und man fastet. Ich kann zur Fastenzeit nur sagen, dass die Maultaschen zur Fastenzeit erfunden wurden, da ein schlauer Mönch aus Schwaben Fleisch mit Teig umwickelte um Gott zu bescheissen und unbemerkt Fleisch essen zu können. Freitags gibts Fische zur Fastenzeit. Hier werde ich gebeten Einladungen erst nach Ostern auszusprechen, da auf Alkohol verzichtet wird. Eine Freundin verzichtet auf Schokolade, von der sie normalerweise eine Schachtel am Tag in Büro vernichtet, und zwar nicht süß Stück für Stück sondern ziemlich gierig.
Ich hab mal Heilfasten ausprobiert, aber ich werds euch ersparen. Allerdings sollen Einläufe wirklich gesund sein. Die Idee des Verzichts in der Religion. Andere sollten auf ganz andere Sachen verzichten können und können es auch nicht. Lassen wir das.

Wacken
Ich hatte Kunden da, die gerieten in Verzückung beim Anblick der Sporks, einer gewitzten Kombination aus Gabel, Messer und Löffel.
"Gibts den auch in schwarz?"
"Ist leider aus. Ich hab ihn nur in anderen Farben da."
"Ne, wir brauchen den in schwarz. Unser Sohn fährt nach Wacken."
Auf meiner Theke liegt ihre Ausbeute: Campingklappstuhl, 3 mal Fertigfutter, ein Schlafsack.
"Ist es ihr erstes Mal?"
"Wir waren zusammen bei Rock im Park. Aber jetzt hat er gesagt, er will mal allein."

Das Geld kommt aus der Wand

Wir gehn aus und vertrinken zu Monatsende das Geld, das erst kommen wird.
Im Netzer ist es erstmal ruhig, wir trinken Bier und Rum Cola.
"Kannst auch Cuba sagen, das versteh ich auch", sagt die Bedienung.
Dann versuchen wir es in der Blumenbar nebenan, neuer Laden des Münchner Verlags. Sauvoll, elektronisch.
Wir gehen wieder, wollen noch ein bischen rumziehen. Wird ja wohl kein Problem sein. Sin ja im Glockenbach. Überall stapeln sich die Leute. Ich bin genervt.
Im K&K Club wird es noch schlimmer. Ich will hier raus und werde wieder nüchtern. Ich sehe überall gleich aussehende Leute. Und Riesenegos. Wie Hammerhaie.
Wir gehn ins Maroto. Unterwegs gibts schon ne Riesendiskussion.
"Willst mir doch nicht sagen, dass es in Köln mher coole Läden gibt."
"Doch, eins, zwei, drei."
"Da waren wir nie. In Köln gibts auch schlimme Läden am Friesenplatz."
"Da waren wir aber auch nie."
"Und der Rose Club ist für Kinder."
"Ist es nicht."
Im Maroto rauchen zwei Frauen auf dem Damenklo.
"Wie im Flugzeug", sage ich. Das finden sie wohl witzig.
Auf dem Männerklo wird gekokst.
Wir gehen zurück ins Netzer. Mittlerweile ist es so ätzend wie man es gewöhnt ist. Alle Sardinen dürfen rein. Die Musik ist auch nicht besser.
"Wieso sind wir wieder hier?"
"Weil die anderen da sind."
"Warum sind wir nicht im Maroto geblieben?"
Wir bleiben. Von einem Schluck auf den nächsten bin ich fertig und schlafe erstmal.
Wir probieren es irgendwann bestimmt nochmal.
Oh, und ich bin großer Freund des Rennsalons.

Berlin
Als Zugezogene war es mir zu Beginn nicht bewusst, dass Berlin hier ein rotes rotes Tuch ist.
Das und anderes wurde mir deutlich vor Augen geführt, als ein Münchner Blog über die Schließung des Excess, einem Laden mit Kultstatus im oben besuchten Glockenbachviertel, berichtete. Der Inhalt war schnell überrissen. Excess macht zu, ein weiterer Laden geht, Gentrifizierung, ehemaliger Dönerladen, kultig, voll, laut, Lärmbelästigung, neuer Laden woanders. Was folgte war eine großartige Kommentarreihe zwischen mehreren Menschen, die alles sehr klar macht.

"Gut so, dann kann ich endlich wieder in Ruhe schlafen."
"Du Arschloch, wenns dir zu laut ist, zieh doch an den Starnberger See."
"Ich dachte der Türsteher passt auf wie ein Luchs."
"Ich hab keine Probleme."
"Vielleicht hast du bessere Fenster. Und ich hab echt nichts gegen Feiern. Selbst in Berlin wars nicht so laut."
"Es kotzt mich voll an, dass alles immer mit Berlin verglichen wird. Hast wohl Prenzlauer Berg gewohnt, da passiert das gleiche wie hier."
"Hab gehört, es soll schon eine neue Location geben."
"Jetzt sind überall Yuppies, alles ist vollgekotzt und prollig."
"Wandel kann man nicht aufhalten."
"Ich würd gern da wohnen, ist aber dank der Wichtigtuer nicht mehr bezahlbar."
"Wer Abwechslung bei Kneipen sucht, sollte nach Berlin ziehen."
"Ich wohn schon länger da als alle und es ist echt immer schlimmer geworden."
"Dann zieh weg."

Liebe Freunde,
für mich war Berlin nie die reine Erfüllung und Glückseligkeit, hier allerdings
ausgehtechnisch-kulturell wohl ein nicht gern gesehener Vergleich und das Ansprechen des Themas erfordert schon sowas wie Zivilcourage. Ansonsten verabscheuen sich die Menschen. Alles beim Alten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen